Kim Ki-Duk schockiert und fasziniert mit seiner ungewöhnlichen Leidens-, Läuterungs- und Beziehungsgeschichte eines brutalen Geldeintreibers.
Zuvor bereits mit "Bin-jip" und "Seom - Die Insel" im Wettbewerb von Venedig erfolgreich, erhielt der südkoreanische Filmemacher dort nun für seinen 18. Film die höchste Ehre, den Goldenen Löwen. Sein knallhartes, auch melodramatisches und bisweilen komisches Drama mutet dem Zuschauer einiges an Brutalität zu, ist aber trotz seiner extremen Stimmungen inhaltlich und formal in sich geschlossen, und wartet mit einer Fülle von Ideen und überraschenden Wendungen auf, die sich andere Filme im Wettbewerb oder überhaupt nur wünschen können.
Sein Protagonist ist ein scheinbar gefühlloser Mann (Lee Jeong-jin), der arme Handwerker mit perfiden Methoden zu Krüppeln macht, damit sie über die Versicherungssumme ihre Schulden bei seinem Boss begleichen können. Da tritt eine geheimnisvolle Frau (sehr intensiv, auch sie hätte einen Preis verdient: Jo Min-su) in sein Leben, sie verfolgt ihn, drängt in seine Wohnung, spült und kocht für ihn, obwohl er sie brutal ab zu wehren versucht. Sie behauptet, seine Mutter zu sein, die ihn als Baby allein gelassen hat, und um ihm das zu beweisen, erträgt sie die schlimmsten Qualen (auch für den Zuschauer kaum zu ertragen). Schließlich glaubt er ihr, entdeckt seine Gefühle, vor allem für sie, freut sich wie ein Kind. Als sie plötzlich verschwindet, ist er verzweifelt, sucht unter seinen ehemaligen Opfern ihren Entführer.
Christliche Symbolik spielt wie in vergangenen Werken von Kim eine große Rolle, nicht nur im Titel und Plakatmotiv, auch sonst ist etwa das Madonna-Motiv omnipräsent. Im dreckigen, meist düsteren Digitallook - passend zum ärmlichen Milieu des alten, noch Hochhausfreien Stadtteils- folgt der Film seinen beiden Protagonisten, findet neben den unglaublich harschen Situationen, auch Raum für zärtliche Momente, trockenen, absurden Humor, ja sogar Slapstick (auch Schuldeneintreiber rutschen aus) und lässt sogar Mitgefühl für die zu Anfang als Ausgeburt des Teufels eingeführten Schuldeneintreiber aufkommen. Ein Film, der keinen kalt lässt.

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